Die Fachzeitschrift für
Werkstoffe – Verarbeitung – Anwendung

MEDIADATEN

Suche
Close this search box.

Ein Beruf mit Zukunft

Der Maschinenhersteller Arburg hat dem Ausbildungszentrum libs eine moderne elektrische Spritzgiessmaschine zur Verfügung gestellt. Das ist nicht nur eine Investition in die Ausbildung neuer Fachkräfte, sondern auch in den Standort Schweiz.
Chrisitan Eggebrecht (l.) und Marcel Spadini (r.) von Arburg freuen sich, die neue Allrounder 270A dem Leiter Kunststofftechnik und Mechanik des libs, Marcel Allemann, zu übergeben. (Bild: Thomas Meier)

Der Maschinenhersteller Arburg hat dem Ausbildungszentrum libs eine moderne elektrische Spritzgiessmaschine zur Verfügung gestellt. Das ist nicht nur eine Investition in die Ausbildung neuer Fachkräfte, sondern auch in den Standort Schweiz.

Das libs wurde 1996 gegründet. Der Verein besteht aus rund 180 Mitgliederfirmen und bildet 19 verschiedene Lehrberufe aus mit rund 1200 Lernenden. Der Bereich Kunststofftechnik befindet sich in Rapperswil, an einem von sechs libs Standorten. Zusätzlich fungiert libs als überbetriebliches Ausbildungszentrum (üK) und ist Partner von Kunststoff.swiss. Im Jahr 2023 haben 54 Lernenden Kunststofftechnologen EFZ sowie 10 Kunststoffpraktikern EBA im ersten Lehrjahr die überbetriebliche Ausbildung begonnen. „Das ist ein Rekord“, freut sich Marcel Allemann, Leiter Kunststofftechnik und Mechanik.

Als umfassender Dienstleister in der beruflichen Bildung übernimmt libs das vollständige Management der gesamten Prozesskette, angefangen bei der Rekrutierung bis hin zum Abschluss der Lehre. Die Lernenden werden in der Regel zwei Jahre lang am libs ausgebildet, danach erfolgt der Übertritt in eine Mitgliederfirma.

Das ist bewusst so gewählt, weil laut Allemann der grösste Ausbildungsaufwand zu Beginn einer Lehre anfällt. „Da müssen die Lernenden alle Maschinen kennen lernen wie auch verschiedene Steuerungen. Aber auch Sozialkompetenz ist ein wichtiges Thema.“ Beim Übertritt in den Partnerbetrieb können sie dann bereits produktiv arbeiten.

Investition in Bildung

Doch Ausbildungen wie etwa die zum Kunststofftechnologen sind kostspielig. Es braucht Maschinen und Betriebsmaterialien, aber auch der Stromverbrauch schlägt zu Buche. „Das könnten wir mit unseren Erträgen aus der Ausbildung oder unseren Produktionsaufträgen alleine nicht tragen“, sagt Allemann, und fügt an: „Wir sind auf Partnerschaften angewiesen.“

Jüngst hat der Maschinenhersteller Arburg der Lehrwerkstatt in Rapperswil mit einem elektrischen Allrounder 270 A eine moderne Spritzgiessmaschine als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Marcel Spadini, Geschäftsführer von Arburg Schweiz, meint dazu: „Wir sind bestrebt, dass die Ausbildungsstätte mit modernen Technologien arbeiten kann. Schliesslich wollen wir die Kunststoffbranche fördern und den Standort Schweiz voranbringen.“

Für Arburg ist Ausbildung schon seit jeher ein wichtiger Aspekt. Die Firmenzentrale des Familienunternehmens liegt im Schwarzwald und bildet traditionell den Nachwuchs großteils selber aus. So zieht sich das Thema Bildung durch die ganze Firmengeschichte. Heute bildet der Betrieb rund 300 Lernende in rund 20 verschiedenen Berufen aus.

Doch zurück zum libs: Für eine zeitgemässe Ausbildung braucht es moderne Maschinen. Bisher arbeitete das libs mit einer vollhydraulischen Maschine. Die neue Allrounder 270 A ist nun vollelektrisch. Das sei ein ganz neues Gefühl sagt Allemann, nur schon deshalb, weil der Geräuschpegel viel geringer ist. Aber auch die Betriebskosten sind spürbar tiefer.

Auch in Sachen Unterhalt und Wartung ist der Ausbildner überzeugt: „Bei keinem anderen Hersteller lässt sich ein Zylinder so einfach wechseln. Bei einer Arburg-Maschine können das Lernende schon selbständig durchführen.“

Fachkräftemangel ist spürbar

Ausbildung steht immer in Verbindung mit dem Dauerthema Fachkräftemangel. Wie sieht die Situation in der Kunststoffbranche aus?

Allemann: „Den Mangel spüren wir schon länger. Ich merke aber auch, dass die Kunststofftechnologie neben anderen technischen Berufen, wie etwa Polymechaniker oder Anlagenführer, immer schon einen schwierigen Stand hatte.“ Die globale Entwicklung zieht junge Leute stark in die Informatik, Mediamatik oder Applikationsentwicklung. Das wird schon bei den Bewerbungen sichtbar. „Bei IT-Berufen können wir unter den Bewerbern aussuchen. Auf der anderen Seite bedeutet das, dass Schulabgänger eine 5,5 benötigen, um Chancen auf eine Lehrstelle zu haben“, sagt Allemann.

Deshalb möchte das libs angehenden Berufsleuten die verschiedenen Berufe Vorort zeigen. Denn die Problematik ist, dass Berufe wie Kunststofftechnologe weitgehend unbekannt sind, bei Schülern wie auch bei Lehrpersonen.

Am sogenannten «Tag der Schulen» besuchen Schulen das libs und machen in den Räumen in Rapperswil Unterricht. „Parallel gehen sie in die Werkstatt an Maschinen, wo sie beispielsweise eine Mathematikaufgabe lösen, anhand eines Spritzgussteils mit Zykluszeiten und Produktionskapazitäten. „So schaffen wir einen Bezug“, erklärt Allemann. Die Ausbildner gehen aber auch an Berufsmessen oder Gewerbeausstellungen. Der Verein muss laut Allemann aktives Marketing betreiben.

Aufklärungsarbeit

Marcel Spadini hat ähnliche Erfahrungen gemacht: „Was Kunststofftechnologie alles beinhaltet, ist wenig bekannt. Vielen ist nicht bewusst, dass das ein zukunftsträchtiger Beruf ist, mit guten Weiterbildungsmöglichkeiten gerade auch in der Schweiz.“

Am libs haben die Ausbildner gezielt eine Kreislaufwirtschaft eingerichtet und schreddern Angüsse oder Fehlteile aus dem Spritzgiessprozess. Daraus entstehen unter anderem eigene Filamente, die mit den 3D-Druckern verarbeitet werden. „Uns ist wichtig, dass Interessierte, die zum Schnuppern kommen, von Anfang an mit diesen Themen vertraut werden. Oft können wir so ein differenzierteres Bild über Kunststoff liefern, als es vielleicht durch die Medien verbreitet wird“, sagt Allemann.

Auf der anderen Seite gehen die Ausbilder aktiv auf Unternehmen zu und bieten Unterstützung bei der Ausbildung von Lernenden. Allemann: „Wir möchten Firmen gewinnen, die in der Kunststoffverarbeitung tätig sind, aber noch nicht selbst ausbilden.“

Ein komplexer Prozess

Spritzgiessen ist an sich ein komplexes Verfahren. Spadini: „Man versucht schon seit Jahrzehnten, mit verschiedenen Tools und Software einen sich selbst optimierenden Prozess zu erreichen. Es gibt aber so viele Parameter, die auf das Resultat einen Einfluss haben, dass das bis heute noch nicht vollumfänglich gelungen ist.“

Deshalb braucht es eine Fachkraft, die das Formteil analysiert und daraus Erkenntnisse gewinnt, wie die Prozessparameter angepasst werden müssen. Allemann: „Dafür braucht es entsprechend geschultes Personal. So ein Prozess ist immer ein herantasten, wobei man aber genau wissen muss, was man tut.“

Fit für die Zukunft

Eine Ausbildung zum Kunststofftechnologen bietet grosses Potenzial. Die Fachkräfte sind gesucht und es gibt viele Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln, sei es in die Projektleitung oder ins Engineering. Allemann sieht auch gute Zukunftschancen in der Medizintechnik oder bei Bio-Kunststoffen, die letztlich auch auf Spritzgiessmaschinen verarbeitet werden: „Ich denke, der Standort Schweiz ist für solche Entwicklungen prädestiniert, weil wir ein gutes Bildungssystem und gute Fachkräfte haben.“

Marcel Spadini sieht einen klaren Trend hin zu höher technologisierten Anlagen. „In der Kunststofffertigung geht es oft um komplexe Aufgaben im Zusammenspiel mit Automation. Da werden wir in der Schweiz immer noch von vielen als Technologieführer angesehen.“

Also sind die Chancen für Lernende, dereinst in interessanten Gebieten tätig zu sein, durchaus intakt.

www.libs.ch

www.arburg.com

Das könnte Sie auch interessieren:

Newsletter abonnieren

Login